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Wissenswertes aus der KS80 Werkstatt

Motor Revision Typ 314

Nachdem ich schon einige KSen restauriert habe, war es Zeit auch mal einen Motor bzw. Getriebe selber zu machen. Alles an Anbauteilen, Kupplung Zylinder etc. hab ich ja schon gemacht. Auf der Veterama konnte ich einigermaßen günstig ein Getriebe bekommen, allerdings ohne Kupplung und Zündung, zum üben erstmal genau richtig. Es ist ein 314 -011, also von einer 530er Touring.

Die durchgeführten Arbeiten möchte ich euch hier zeigen und beschreiben.

Empfehlenswert ist auf jeden Fall das Studium der Anleitung zur Motorrevision von Zündapp, "Arbeiten am Zweitaktmotor 80ccm".

Als erstes müssen sämtliche Schrauben raus. Das kann alleine schon einige Zeit und Nerven in Anspruch nehmen. Leider sind die Schrauben die die Gehäusehälften zusammen halten nämlich alle Schlitzschrauben und nach wahrscheinlich fast 40 Jahren ziemlich fest. Man sollte auf jeden Fall einen Schraubendreher benutzen der groß genug ist und eine Aufnahme für einen Schraubenschlüßel hat. Vorher einige Tage mit WD40 fluten, dann hat man gute Chancen. Ist eine Schraube erstmal verknaddelt wirds blöd. Ich werd beim Zusammenbau auf jeden Fall Inbusschrauben verwenden. Schwierig waren in meinem Fall auch die beiden Schrauben des Schaltwalzensicherung. da hatte schon mal einer dran rum gemurkst. Nach ein paar Tagen WD40 haben sie dann aber doch aufgegeben und sind raus gegangen.

Das trennen der Gehäusehälften geht auch ohne Spezialwerkzeug, vorne am Motor ist jeweils ein Loch mit Gewinde drin. Man dreht auf einer Seite eine Schraube genau bis zur Mitte und auf der Gegenseite eine längere Schraube, dann kann man die Hälften schön auseinader drücken. Immer darauf achten gleichzeiteig am hinteren Teil mit einem Schraubendreher die Hälften auch auseinader zu drücken. Hinten ist eine kleine Nut an der das geht, nicht auf den Dichtflächen drücken. Der Spalt muss immer möglichst gleich groß sein um nichts zu verkanten. Bei mir hat sich das Kurbelwellenlager dann direkt aus dem Lagersitz gezogen und saß noch auf de Kurbelwelle. Um die Hälften ganz zu trennen brauchte es noch ein paar vorsichtige Schläge mit einem Kunststoffhammer auf die Hauptwelle auf der auch das Antriebsritzel sitzt.

Sämtliche Wellen lassen sich nun aus dem Gehäuse raus nehmen

Die Kugellager habe ich mit entsprechenden Scheiben und einer Gewindestangen ausgezogen. Bei der einen Nadelhülse half eine passende alte Rändelschraube aus der Krabbelkiste, etwas Hitze und drei beherzte Schläge mit dem Hammer. Die Nadelhülse in dem Sackloch ist noch drin. Mal  sehen ob ich sie irgendwie so raus bekomme, ohne den Lagersitz zu zerstören, oder ob ich mir einen Innenauszieher kaufe.

Wenn das letzte Lager dann auch noch draussen ist, gehen die Gehäusehälften zum Glasperlen strahlen, soll ja auch schön aussehen ;-)

Die Nadelhülse der Antriebswelle hat sich ziemlich gegen das ausziehen gewehrt, am Ende hat sie dann aber doch verloren. Ich hab mir einen Innenauszieher gekauft. Ist zwar China Billigware, aber für ab und zu mal ein Lager ausziehen reicht die Qualität. Anfangs dachte ich erst, ich krieg es nicht raus, erst als ich den Auszieher am oberen Rand der Hülse angesetzt habe, gings mit wenigen Schlägen raus. Das Lager das noch auf der Kurbelwelle saß hab ich auch mit einem Billigabzieher abgezogen.

Die neuen Lager und Simmerringe sind inzwischen auch gekommen. Hier rate ich jedem, nicht bei den einschlägigen Zündapp/Moped Händlern zu kaufen. Glücklicherweise sind das alles DIN bzw. Normlager, die bekommt man an jeder Ecke und vorallem günstiger. Ich habe bei www.agrolager.de für alles zusammen 61,83€ bezahlt. Hier mal eine Aufstellung was ihr braucht:

Bezeichnung Menge Größe
Kugellager 6304 C4 2x

20x52x15

Kugellager 6204 C3 1x 20x47x14
Kugellager 6203 C4 1x 17x40x12
Kugellager 6303 C3 1x 17x47x14
Nadelhülse HK1212 1x 12x18x12
Nadelhülse HK1512 1x 15x21x12
Wellendichtring W20-30-7 B1 2x 20x30x7
Wellendichtring W16-24-6.5 BASL 1x 16x24x6.5
Wellendichtring W12-22-7 BA 1x 12x22x7
Wellendichtring W20-40-7 B1 1x 20x40x7

 

Inzwischen sind die Motorhälften vom Glasperlenstrahlen zurück. Bei genauer Betrachtung, habe ich festgestellt dass die Schaltwelle verbogen war. Wahrscheinlich funktioniert das trotzdem. Habe aber über Ebay-Kleinanzeigen eine neue bekommen. Den Kupplungsdeckel habe ich neu Pulver beschichten lassen.

Ein Teileträger ist inzwischen auch eingetroffen. Keine Ahnung wie man so ein Loch in das Gehäuse bekommt. Aber er hatte immerhin eine noch brauchbare Kupplung.

Die ganzen Lager habe ich ein paar Tage im Gefrierschrank gelagert. Zum einpressen dann die Gehäusehälften mit der Heißluftpistole angewärmt. Mit einer jeweils zum Lager passenden Nuss eingetrieben.Das äussere rechte Lager der kurbelwelle wird laut Anleitung erst eingebaut nachdem die Gehäußehälften zusammen sind und die Kurbelwelle drin ist.

Danach werden die Wellen in die linke Gehäusehälfte montiert. Die Hauptwelle habe ich mit einer Schraubzwinge und entsprechenden Holzstücken "eingezogen". Wichtig ist dass man Haupt und Antriebswelle gleichzeitig und mit fluchtenden Zahnrädern einsetzt. Erst eine und dann die andere geht nicht. Die Kickstarterwelle so einsetzen dass unten die Feder in dem V-förmigen Ausschnitt sitzt und die Nase hinten einrastet. Einfach entgegen dem Uhrzeigersinn drehen. Später muss dann die obere Feder genau über dem V-förmigen Ausschnitt stehen und in der anderen Hälfte in diesen eingreifen, wichtig nicht vergessen!!! Sonst nochmal auseinander bauen ;-) Bei meinem Motor haben auf der Hauptwelle und der Kickstarterwelle die Anlassscheiben gefehlt. Da hat also schon mal einer gepfuscht. Musste mir also erst Neue besorgen. Leider hat an meinem Teileträger ja die Kickstarterwelle gefehlt und somit auch die Anlassscheibe. Mit ein bisschen fummeln kommen dann noch die Schaltwalze und die Schaltgabeln rein. Dei beiden größeren Schaltgabeln links die kleinere rechts.

Vom eigentlichen Zusammenbau der Motorhälften habe ich keine Bilder. Die Kurbelwelle, die vorher einige Tage im Gefrierfach lag, wird auch noch in die linke Gehäusehälfte gesteckt. Auf die Dichtflächen noch etwas Dichtmittel und die Papierdichtung aufgebracht. Wichtig!! Vor dem Zusammenfügen der Hälften darauf achten dass die Kickstarterfeder in die Auskerbung unten fluchtet, sonst geht hinterher der Kickstarter nicht. Das eigentliche zusammenführen geht dann mittels der Schrauben, die immer eine nach der Anderen ein bisschen mehr angezogen werden und so die Gehäusehälften langsam zusammen ziehen. Ich habe entgegen dem Original hier Inbusschrauben verwendet. Das halte ich einfach für eine bessere Lösung als die originalen Schlitzschrauben. Die Kurbelwelle lief nach dem Zusammenbau zwar gut, aber aus meiner Sicht nicht ganz 100% frei. Ein paar leichte Schläge mit einem kleinen Hammer helfen hier Wunder. Danach lief sie wie von alleine. Profis verwenden hier einen Kupferhammer.

Jetzt werden die Teile für die Schaltung eingebaut und das zweite rechte Kurbelwellenlager. Als erstes den Simmerring so weit eintreiben bis er genau 18mm zur Oberkante hat, danach das Lager selbst eintreiben. Das Lager muss bündig mit der Oberkante des Gehäuses abschließen. Nun kann das Primärzahnrad auf die Welle geschoben werden, vorher die beiden Mitnehmerkugeln mit etwas Fett in die Welle "kleben". Bei der Kupplung habe ich neue Gummipuffer eingebaut. Dazu gibst hier: Kupplung, eine ausführliche Beschreibung. Beim Einbau der Kupplung kommt je eine Scheibe unter den Kupplungskorb und eine darauf. Die Kupplungsnabe wird dann mit einem Sicherungsblech gesichert.

Auf der Zündungsseite werden dann noch die entsprechenden Simmerringe eingbaut. Nicht wundern wenn danach die Kurbelwelle nicht mehr ganz frei läuft. Ich war auch erstaunt, dass das so viel ausmacht an Widerstand.

Jetzt war das Getriebe so weit fertig und es stand die Überlegung an was weiter damit machen. Ich entschied mich dafür einen gebrauchten Zylinder,der noch im Regal stand  zu montieren. Nicht ganz die schöne Variante, da bei dem leider zwei Ausbrüche vorhanden waren. Jedoch war er von der Beschichtung noch richtig gut, keinerlei Riefen. Ebenso verwendete ich eine gebrauchte Motoplat Zündung unbekannten Zustands. Alles zu erneuern hätte aber bei weitem jeglichen finaziellen Rahmen gesprengt. Da der Motor eh erstmal als Ersatz ins Regal kommt, war das für mich die bessere Lösung.

Hier mal eine Übersicht was so zusammen kommt für eine Überholung:

Motorüberholung
Motor / Getriebe 80,00 €
Glasperlen strahlen, Pulver beschichten 30,00 €
Teileträger / Kupplung 100,00 €
Lager und Simmerringe 61,83 €
Schaltwelle 40,00 €
Kupplung, Dichtsatz, Leerlaufschalter 37,97 €
Kupplungsdämpfer 31,65 €
Nadellager Kolben 4,45 €
   
  385,90 €


Die Ausbrüche am Zylinder habe ich inzwischen repariert, dazu könnt ihr hier mehr lesen. Das Kabel für den Leerlaufschalter hat komplett gefehlt und musste neu eingezogen werden.

Und hier noch ein paar Bilder vom fertigen Motor. Die kettenseitige Abdeckung gibts als guten Nachbau. Ich hab ihn lediglich noch mit Klarlack überzogen. Den Kopf habe ich beschichten lassen.

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